Trotz Fachkräftemangel auf Jobsuche
Wann ist man zu alt für den Arbeitsmarkt? In vielen Betrieben herrscht Fachkräftemangel, offene Stellen bleiben lange unbesetzt. Dennoch haben viele Personaler Altersgrenzen im Kopf. Ältere Bewerber spüren die ablehnende Haltung. Doch die Sache ist zweischneidig. Denn ältere Menschen haben eine differenzierte Sicht auf die heutige Arbeitswelt und sehen auch die Herausforderungen, beispielsweise andere Arbeitsvorstellungen der jüngeren Generationen. Nicht wenige fühlen sich „einfach zu alt“ für den Arbeitsmarkt. Wie kann ein erfolgreiches Berufsleben in fortgeschrittenem Alter trotzdem gelingen?
Zu alt? Trotz Fachkräftemangel arbeitslos
Nach einem Bericht von tagesschau.de sind Arbeitssuchende über 50 durchschnittlich 100 Tage länger auf Jobsuche als jüngere Menschen. Doch um die Konsequenzen des demografischen Wandels und Fachkräftemangels abzufedern, müssten Arbeitgeber umdenken. Statt ältere Arbeitgeber früher in Rente zu schicken oder gar nicht erst einzustellen, sollten Unternehmen die eigenen Altersbilder überprüfen und Vorurteile abbauen. Gerade für Positionen, die Expertise, Glaubwürdigkeit und Vertrauen voraussetzen, können Berufs-, Branchen- und Lebenserfahrung sowie Menschenkenntnis älterer Bewerber wertvoller sein als der frischeste Studienabschluss.
Doch ältere Jobsucher spüren die oftmals ablehnende Haltung der Personaler. In einer Umfrage des Karriereportals indeed hatten 42% den Eindruck, dass sie aufgrund ihres Alters häufiger Absagen bei Bewerbungen bekommen als jüngere Kandidaten. Dazu tragen Stellenanzeigen mit Formulierungen wie „junges Team“ bei, was auf ältere Bewerber eine eher abweisende Wirkung haben dürfte.
Wenn Unternehmen umdenken, können sie von diesem Perspektivwechsel profitieren. Der Wissenstransfer, den ältere Beschäftigte durch ihre lange Berufserfahrung einbringen, ist schließlich für das gesamte Team von Vorteil.
Zu alt? Vorteile der Seniorität am Arbeitsmarkt
Viele ältere Bewerber vergleichen sich mit jungen Bachelor-Absolventen. Doch es sollte ihnen stärker darum gehen, was sie von diesen jungen Mitbewerbern unterscheidet, denn genau das macht ihren Wert und Vorteil aus.
Überlegen Sie also, welche Branchen, Märkte und Produkte Sie kennengelernt haben. Welche Herausforderungen haben Sie gemeistert, welche Veränderungen gestaltet? Haben Sie schwierige Verhandlungen erfolgreich zum Abschluss gebracht, Probleme gelöst? Welche Verantwortung haben Sie übernommen, zu welchen Erfolgen beigetragen?
Überall dort, wo erfahrene Manager gesucht werden, sind Macher und Kommunikatoren mit Lebenserfahrung und Menschenkenntnis gefragt. Hier sind auch Generalisten beliebt, die nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen sind, eben weil sie schon viel erlebt haben. Zu den weiteren Vorteilen gehört, wenn man sich schnell auf neue Anforderungen einstellen und mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft halten kann. Nicht zu vergessen: konzeptionelles Denken und das Einbringen neuer Perspektiven.
Bewerber mit solchen Profilen benötigen andererseits entsprechende Freiheiten sowie Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum. Sie suchen Führung mit Vertrauen statt Kontrolle. Gefragt ist also eine Unternehmenskultur, in der echte Macher erwünscht statt geduldet sind.
Ältere Bewerber und heutige Arbeitswelt
Betrachtet man die Sache aus der Perspektive älterer Menschen, fällt auf, dass diese sich mit Herausforderungen konfrontiert sehen, die auf strukturelle Veränderungen und persönliche Anpassungserfordernisse zurückzuführen sind. Hierzu zählen:
- Digitalisierung und technologische Transformation
Viele ältere Arbeitnehmer empfinden die zunehmende Digitalisierung als Herausforderung, da sie oft nicht mit digitalen Technologien aufgewachsen sind. Dies führt zu Unsicherheiten und dem Gefühl, jüngeren Kollegen gegenüber im Nachteil zu sein.
Die digitale Transformation erhöht die Produktivitätserwartungen und den Druck, sich kontinuierlich weiterzubilden, was als belastend wahrgenommen werden kann.
Generell wird älteren Mitarbeiter oftmals unterstellt, langsamer zu lernen oder weniger technikaffin zu sein.
- Gesundheitliche Belastungen und Arbeitszeitmodelle
Gesundheitliche Risiken, die durch körperlich belastende Arbeiten verstärkt werden können, steigen mit zunehmendem Alter. Viele ältere Arbeitnehmer wünschen sich daher präventive Gesundheitsmaßnahmen sowie flexiblere Arbeitszeiten oder Modelle für einen gleitenden Übergang in den Ruhestand.
- Vorurteile gegen ältere Arbeitnehmer
Ältere Arbeitnehmer werden oft als weniger leistungsfähig oder innovationsfreudig wahrgenommen. Diese Vorurteile können dazu führen, dass diese seltener Weiterbildungsangebote erhalten oder bei der Neubesetzung einer Positionen übergangen werden.
Um die Stärken älterer Arbeitnehmer besser zu nutzen, ist eine generationengerechte Arbeitskultur notwendig. Denn wenn ältere Erwerbstätige planen, vor dem gesetzlichen Rentenalter aus dem Berufsleben auszuscheiden, lässt dies auf mangelnde Unterstützung durch Arbeitgeber schließen.
Selbstständigkeit statt Arbeitsmarkt
In einer Selbstständigkeit können ältere Menschen gegenüber jüngeren Unternehmern mit einigen Vorteilen punkten. Dazu gehören:
- Berufserfahrung und Fachwissen
Ältere Selbstständige bringen oft Jahrzehnte an Erfahrung mit. Sie haben bereits zahlreiche Herausforderungen gemeistert und wissen, wie man mit Krisen umgeht.
- Netzwerk und Vertrauen
Über die Jahr(zehnt)e haben viele ein starkes berufliches Netzwerk aufgebaut, das den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtert. Die langjährige Berufserfahrung schafft Vertrauen bei Kunden und Geschäftspartnern.
- Finanzielle Stabilität
Über die Jahre angespartes Vermögen kann als Startkapital eingesetzt werden. Wenn außerdem große Ausgaben wie Haus oder Familie bereits geleistet sind, wird das Risiko vermindert.
- Klare Zielsetzung
Ältere Gründer haben oft eine klare Vorstellung von ihrem Geschäftsmodell und lassen sich weniger von Modetrends beeindrucken. Sie können sich selbst effizient strukturieren sowie Stress und Druck oft besser bewältigen als junge Gründer.
- Flexibilität und Selbstbestimmung
Viele ältere Gründer sehen in einer Selbstständigkeit die Möglichkeit, sich von hierarchischen Strukturen zu lösen. Sie setzen daher oft bewusst auf ein Geschäftsmodell, das ihnen entsprechende Freiheit verspricht.
Franchise-Unternehmer statt Jobsuche
Haben Sie gerade zustimmend genickt, weil Sie eine ganze Menge Vorteile gegenüber jüngeren Mitbewerbern mitbringen? Weil Sie Generalist, Menschenkenner, Moderator, Problemlöser, Gestalter oder kreativer Ideengeber sind? Aber auch zu denjenigen gehören, die sich in der heutigen Arbeitswelt nicht mehr als Angestellter sieht?
Die Vorteile einer langen Berufs- und Lebenserfahrung sind auch beim Start in die Selbstständigkeit von Nutzen. Wenn Sie jedoch nicht mehr lange mit Geschäftsideen experimentieren, sondern auf ein funktionierendes Geschäftskonzept zurückgreifen wollen, kommt Franchising ins Spiel. Denn durch die Übernahme eines bewährten Geschäftsmodells erreichen Sie einen schnelleren Marktzugang und reduzieren das Risiko. Die Unterstützung eines Franchisegebers beinhaltet Schulungen, Einkaufsvorteile und überregionale Marketingaktionen sowie den Zugang zu Know-how und Austausch mit anderen Franchisenehmern. Sie haben also die Möglichkeit, als selbstständiger Unternehmer zu agieren und dabei von einem erprobten Geschäftsmodell zu profitieren. Dabei ist Franchising auf keine bestimmte Branche fokussiert. Die Statistik des Deutschen Franchiseverbandes erfasste zuletzt fast die Hälfte der fast 1.000 Konzepte im Dienstleistungssektor. Franchising eröffnet außerdem neue Möglichkeiten für berufserfahrenen Quereinsteiger, da Branchenexpertise eine untergeordnete Rolle spielt.
Die Auswahlmöglichkeiten sind vielfältig. Die Experten von FranNet analysieren Ihre Fähigkeiten, Interessen und Ziele und entwickeln gemeinsam mit Ihnen ein darauf abgestimmtes Geschäftsmodell. Neugierig, wie Ihre Unternehmer-Zukunft aussehen könnte? Vereinbaren Sie gleich einen Termin mit dem Berater in Ihrer Region oder hören Sie einfach beim nächsten Webinar rein.
Bild: pexels @ pixabay
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir in diesem Beitrag das generische Maskulinum. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten sind dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.