Autonomie bei der Arbeit steigert Zufriedenheit
Viele Menschen träumen von einer beruflichen Selbstständigkeit, doch sind Selbstständige tatsächlich glücklicher und zufriedener als Angestellte? Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Schließlich hängt das individuelle Glück von vielen Faktoren ab. Daher haben wir verschiedene Studien zu Rate gezogen und stellen Ihnen hier einige Ergebnisse vor.
Selbstständige laut „Happiness-Index“ zufriedener
Bereits 2021 hat die E-Commerce-Plattform Shopify gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Kantar eine repräsentative Umfrage unter Selbständigen und Arbeitnehmern durchgeführt und daraus den „Happiness-Index“ erstellt. Dass Unternehmer in ihrer Arbeit zufriedener als Angestellte sind, wurde dabei an sechs Faktoren festgemacht. Die Gruppe der Selbstständigen war in diesen Bereichen um mindestens 20 % zufriedener als die Angestellten. Ausschlaggebend waren folgende Punkte:
- Persönliche Fähigkeiten kommen gut zum Einsatz (86 zu 66 %)
- Eigene Werte und Ziele stimmen mit denen des Unternehmens überein (81 zu 57 %)
- Ausreichend Zeit für kreatives Arbeiten (73 zu 49 %)
- Genügend zeitlicher Freiraum, um Arbeitswissen aktuell zu halten (79 zu 56 %)
- Flexibilität in der Arbeitszeit (85 zu 49 %)
- Individuelle Wahl des Arbeitsorts, bei Bedarf Homeoffice oder mobil (46 zu 18 %). Hinzu kommt, dass der Arbeitsweg pendelnder Selbstständiger deutlich kürzer ist als der von Arbeitnehmern: 62 % der Selbstständigen arbeiten bis 5 km vom Wohnort entfernt, unter den Angestellten sind es nur 24 %.
Selbständigkeit als Schlüssel zum Glück?
Ob man als Selbstständiger glücklicher wird, als in einem Angestelltenverhältnis wurde auch 2022 in einer Metastudie untersucht, an der die Universität St. Gallen (HSG) beteiligt war. Diese fasst die Ergebnisse aus 94 Forschungsarbeiten über einen Zeitraum von 40 Jahren und aus 82 Ländern quantitativ zusammen. Die Ergebnisse zu Wohlbefinden und Unternehmertum stammen von über 6 Millionen Befragten.
Insbesondere wenn die Selbstständigkeit eine bewusste Entscheidung war, weisen Unternehmer ein deutlich höheres Maß an Wohlbefinden auf als Angestellte. Einer der Hauptgründe für die höhere Zufriedenheit bei Selbständigen ist das hohe Maß an Autonomie, das Unternehmern zur Verfügung steht. Selbstständige können demnach ihre Arbeit deutlich stärker entsprechend ihren Fähigkeiten und Werten gestalten als Angestellte. Sie entscheiden, wann, wie, woran, und mit wem sie arbeiten. Autonomie und die Möglichkeit, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen, ist also ein wichtiger Faktor für Wohlbefinden.
Gleichwohl zeigt die Studie auch auf, dass das Wohlbefinden von Unternehmern auch von institutionellen Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Noch wichtiger als die wirtschaftliche Entwicklung erscheint dabei Rechtssicherheit als Glücksfaktor. Denn nur in Ländern mit fairen Rechtssystemen, sicheren Eigentumsrechten und wenig Korruption können sich Unternehmer darauf verlassen, die Früchte ihrer Arbeit tatsächlich zu ernten.
Die längerfristige Betrachtung zeigt allerdings, dass die Zufriedenheit der Selbständigen seit dem Jahr 2000 leicht abgenommen hat. Als eine Begründung wird die gestiegene digitale Kommunikation benannt, die den Stresslevel der Unternehmer wegen ständiger Erreichbarkeit erhöhte.
Von ganzem Herzen selbstständig
Im Sommer 2023 wurde eine Befragung von über 6.300 Selbstständigen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) durchgeführt. Auftraggeber waren der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland e.V mit Unterstützung zahlreicher BAGSV-Verbände. Auch diese Umfrage bietet einige interessante Einblicke auf die Frage, ob Selbstständige glücklicher als Angestellte sind.
Bewusste Entscheidung: Über 90 % der Befragten sind „von ganzem Herzen selbstständig“. Demgegenüber wären nur 9 % lieber abhängig beschäftigt. 70 % der Befragten haben sich bewusst für die Selbstständigkeit entschieden, nur 6 % haben wegen einer fehlenden abhängigen Beschäftigung gegründet.
Autonomie: 90 % der befragten Selbstständigen ist das selbstbestimmte Arbeiten besonders wichtig. Für 84 % zählt hierzu die freie und flexible Zeiteinteilung. Der Freiheitsgrad bei der Wahl von Arbeitszeit, Arbeitsort und allgemeiner Leistungsgestaltung wird von mehr als der Hälfte der Selbstständigen bei 80 oder höher (Skala zwischen 0 und 100) eingestuft.
Zufriedenheit: Über 80 % gaben an, mit ihrer Arbeit in hohem Maße zufrieden zu sein. Damit sind Selbstständige zufriedener als abhängig Beschäftigte. Weniger zufriedenstellend beurteilen insbesondere freiberufliche Solo-Selbstständige allerdings die Einkommenssituation.
Alterssicherung: Selbstständige sorgen durch Investitionen am Kapitalmarkt und in Immobilien sowie private Renten- und Kapitallebensversicherungen für ihr Alter vor.
Unabhängigkeit: Die Existenz eines Hauptkunden (hier mindestens 75 % der Einkünfte) bedeutet kein Abhängigkeitsverhältnis, solange es sich um einen leicht zu ersetzenden Kunden handelt. Dies gilt auch für Vermittler, über die mindestens 75 % der Einkünfte erzielt werden.
Selbstständigkeit mit Plan
Ob Selbstständige glücklicher sind als Angestellte, hängt stark von der Persönlichkeit und den individuellen Lebensumständen ab. Menschen, die Freiheit und Autonomie schätzen und auch mit Unsicherheiten umgehen können, finden möglicherweise mehr Zufriedenheit in der Selbstständigkeit. Wer Stabilität und Sicherheit bevorzugt, fühlt sich womöglich in einem Angestelltenverhältnis wohler.
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